Presse


Jahresausstellung Kunstverein Schorndorf 2018 - Thema "ESSENZ"

Zwischen fast Nichts und Nichts halten die Bilder von Marlies Spiekermann eine fragile Balance. Ihr changierendes Weiß mit gelben und schwarzen tanzend - gestischen Zeichen richtet das Augenmerk auf innere Bilder, die sich an den Klängen von Schostakowitsch entzündeten. 

Zarte Weißtöne zerstreuen das Licht, es ist im Werk der Künstlerin eine aktive Größe, es verwischt, zerstreut dynamisch farbige Spuren, die dann scheinbar unbestimmt zu den Rändern treiben und still entgleiten. Lichte Töne benennt die Ästhetik des Anfangs, des Reinen, Immateriellen, es sind die Farben kosmischer Entgrenzung -  und des Nichts. Sensibel übersetzt die Künstlerin die Grenzenlosigkeit musikalischer Klänge in die Sprache der Malerei.  Ihre Bildwelt ähnelt fast dem Gefilde eines Traums oder des Gedächtnisses, das in Bewegung ist und immer wieder sein Zentrum verschiebt.

 

Ricarda Geib M.A.

Kunsthistorikerin, Stuttgart

 



Zeitungsverlag Waiblingen vom 28. September 2018

 

 

Musik gerinnt zum Bild

 

Marlies Spiekermann stellt aus

 

Waiblingen/Schorndorf (no).

Gibt es das wirklich? Menschen, die, wenn sie eine Zahl hören, einen geometrischen Körper sich dazudenken. Oder Menschen, wenn sie Klänge hören, sofort Farben assoziieren. Solcherlei Synästhetiker, wie die Psychologen sie nennen, finden sich gar nicht so selten, sagt die Fachwelt.

 

Marlies Spiekermann, eine Malerin, die jetzt im Kulturhaus Schwanen ausstellt, hebt die Schultern auf die Frage, ob diese Eigenschaft auch auf sie zutreffe. Tatsache ist so weit, dass sie manches unternimmt, um tatsächlich Musik in Farbklänge übersetzen zu können – für ihre Bilder.

 

Wenn sie Arvo Pärt hört, den estnischen Meister des Dreiklangs, wenn sie dazu die Augen schließt, wenn sie ihn wieder und wieder hört, wenn sie sich dann vor die Staffelei stellt – ja, dann sei es so weit. „Ich weiß nicht, wie stark, aber natürlich sehe ich innerlich Farben.“ Dann kommt es zu den Farbakkorden, zu den Skalen zwischen Violett und Blau etwa. Bei Pärt holt sie auch gestisch und als Setzerin von grafischen Strukturen aus. Denn aus seiner Musik liest sie archaische wie auch kosmische Einflüsse.

 

So hat bei ihr jede Musik ihre eigene Sinfonie der Farben. Wie auch die Musiker gern von Klangvaleurs sprechen.

 

Der Musik und Komponisten gilt ihre Beschäftigung. Aber sie, die in ihrem nun 80 Jahre währenden Leben sich viel Gedanken gemacht hat zu einer Theologie aus Frauensicht, schafft auch Bilder der Annäherung an die wenigen Frauen, die sich in der Bibel finden lassen. Dann wird ihr Werk gestalthafter, ohne dass je konkrete Züge herausgearbeitet werden. Da ist der Betrachter dann doch auf die Titel angewiesen. Aber eindeutige Zuordnungen will sie auch gar nicht. Der Betrachtende soll so an das Werk herangehen, wie sie es selbst macht – vor dem ersten Pinselstrich: Wenig bis nichts ist geplant. Meditativ, assoziativ. Und wer mehr wissen will, der kann einfach mit ihr reden. Dann offenbart sich eine neue Stärke dieser eben nicht nur visuell empfindungs- und erfindungsreichen Frau: ihre Lebensweisheit, gewonnen im kirchlichen Entwicklungsdienst und im Kontakt mit spirituell erfahrenen Menschen in Asien. Wohl ist es so, dass da ein wahrlich angereichertes Leben in Farben und Bildern spricht.

 

Farbklangwerk von

Marlies Spiekermann

Info

Ausstellung „Farbe und Klang“, Eröffnung am Freitag, 28. September, 19 Uhr, im Kulturhaus Schwanen, Waiblingen.

Zu sehen bis zum 26. Oktober.

Am 24. Oktober ist von 16 bis 19 Uhr Zeit für ein Gespräch mit der Künstlerin.

 



Zeitungsverlag Waiblingen vom 14. Juni 2018

 

 

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Presse-Zitate

 

…“Es  scheint, als hätten Sie allein für unsere Kirche gearbeitet“, freute Tappen sich über die gelungene Präsentation der 49 Bilder im Kirchenrund.“ (Uli Schmid, Rheinische Post, 29.3.2006, Ausstellung, St.Chrysanthus und Daria, Haan) 

 

 

 

„STILLE und KRAFT“ lautet der Titel der Ausstellung im Stuttgarter Hospiz  St. Martin. …Diese habe sie auf dem langen Weg ihrer Heilung gebraucht…..“Ich musste herausfinden, was der Lernauftrag meiner Krankheit ist“….Da ist sie sich inzwischen sehr sicher…ihre Krankheit habe  ihr ein Geschenk gemacht, die Malerei, die zuvor in ihrem Leben keine Rolle gespielt hatte.  (Kathrin Wesely,  Stuttgarter, Zeitung, 8.3.2009)

 

 

 

 

STILLE und KRAFT“…Kraft ist das andere Wort, in das Marlies Spiekermann ihre Bilder gefasst hat. Es ist viel Kraft in diesen Bildern.  Explosive und die leise Kraft der Zärtlichkeit. Hervor-brechendes Licht! Gezähmtes Feuer ! Aufgerufenes Dasein! Verborgenes Wachstum! Entstehen und Werden! In Erscheinung tretende Gestalt!“ (Pfarrer Anton Seeberger, Stuttgart; Ausstellung Karlsstift Schorndorf, 2005)

 

 

 

…Marlies Spiekermann zeigt ebenfalls etwas, was sonst nicht zu sehen ist. Ihr Thema ist die Musik oder vielmehr der Echoraum, den die Musik von Fanny Mendelssohn-Hensels Klavierzyklus „Das Jahr“ für sie eröffnet hat. Weshalb sie begonnen hat zur Musik zu malen? „Musik ist ein geistiger Prozess,  der nur inwendig erhalten bleibt. Die Malerei versucht, den Moment festzuhalten“, erklärt sie…. (Michaela Rudnik, Schorndorfer Nachrichten, 5.12.2009)